Finanzielle Planung für Berufsanfänger Teil 1

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Ich bin jung und brauche das Geld

Mit der Planung seiner Finanzen kann man gar nicht früh genug beginnen. Leider wird das Thema in den Schulen gänzlich vernachlässigt, was wirklich schade ist, weil es so immens wichtig ist. Viele Leute machen sich um eines der wichtigsten Themen, ihre Finanzen, keine oder viel zu wenig Gedanken. Oft ist das keine Dumm- oder Faulheit, sondern einfach nur Unwissenheit. Ständig liest man irgendwo, dass es keine Zinsen gibt und wirklich gute Tipps sucht man vergeblich. Im Gegenteil: Das Internet ist voll mit Bauernfängern, die nur unser Bestes wollen, nämlich unser Geld! Wenn Sie das hier lesen, dann ist Ihnen Ihre finanzielle Zukunft offenbar nicht egal. Gut so! Lesen Sie im Folgenden, wie ich mit meinem Geld umgehen würde, wäre ich nochmal blutjunger Berufseinsteiger.

Teil 1. Aufräumen

Ihr Konto ist schon Mitte des Monats leer und Sie wundern sich, wo Ihre ganz Kohle schon wieder hin ist? Obwohl Sie nur wenig Geld für Konsum ausgeben, rinnt Ihnen das Geld durch die Finger? Dann wird es Zeit, aufzuräumen. Schauen Sie sich ihre Kontoauszüge ganz genau an, und zwar regelmäßig! Stecken Sie ihren Kopf nicht in den Sand, egal wie bescheiden ihr Kontostand aussieht. Nur wer genau weiß, was auf seinem Konto los ist, erlangt auch Kontrolle darüber. Alle „roten“ Positionen stellen wir nun gnadenlos auf den Prüfstand. Rot bedeutet, jemand bucht bei Ihnen ab. Stellen Sie sich vor, Ihr Konto wäre ihr Geldbeutel und jede Abbuchung wäre ein Typ, der da mit seinen Fingern reingreift. Würden Sie das bei jedem Einzelnen mit ruhigem Gewissen zulassen? Ich selbst habe übrigens auch in jungen Jahren fast keinen Fehler ausgelassen. Vielleicht kann ich Sie ja von dem ein oder anderen abhalten?

– Keine Schulden!

Jede Planung ist unnötig, wenn Schulden vorhanden sind. Das hat die absolut oberste Priorität. Machen Sie keine Schulden! Sie haben bereits einen Kredit laufen? Bauen Sie den ab, und zwar so schnell wie möglich! Jährlich werden in Deutschland ca. 8 Mio Kleinkredite aufgenommen. Auf etwas hinzusparen ist scheinbar aus der Mode gekommen. Stattdessen werden auch unnötige Konsumartikel heutzutage gerne finanziert. Es wird einem auch leicht gemacht. Finanzkauf zu vermeintlichen 0% Zinsen lauern an jeder Ecke und das neueste Handy für 1000,-Euro wird auch lieber mit Vertrag, also auf Pump, gekauft. Das Auto, selbst als Fahranfänger, kann auch nicht groß und teuer genug sein. Glauben Sie mir – Sie beeindrucken in Wahrheit niemanden damit. Lösen Sie sich von der Vorstellung, dass fremde Leute Respekt vor Ihnen haben oder Sie bewundern, nur weil Sie sich so eine Karre ans Bein binden. Auch sogenannten „Freunden“ ist das in der Regel aus tiefstem Herzen egal, selbst wenn die Ihnen etwas aus Höflichkeit vorheucheln. Sie haben bereits den Überblick verloren und befinden sich in der Schuldenspirale? Dann holen Sie sich professionelle Hilfe, z.B. bei der Schuldnerberatung. Das ist keine Schande, sondern zeigt wahre Größe, denn Sie nehmen das Ruder jetzt in die Hand und verändern etwas!

– Kosten senken

Wohnung

Sie wohnen noch zuhause und haben fast keine laufenden Kosten? Das freut mich für Sie. Versuchen Sie diesen Zustand so lange wie möglich beizubehalten, auch wenn das gesellschaftlich vielleicht etwas verpönt ist. Machen Sie sich nicht abhängig von der Meinung anderer. Es ist Ihr Geld und Ihr Leben. Wann Sie zuhause ausziehen ist daher Ihre Sache, denn es wird Ihnen voraussichtlich niemand anderes die Miete bezahlen. Bedenken Sie, was das Wohnen heutzutage kostet: Da geht gerne mal die Hälfte oder mehr Ihres Einkommens drauf.

Sie haben bereits Ihre eigene Wohnung? Wie hoch ist die Miete im Verhältnis zu Ihrem Einkommen? Ist die Größe und die Lage der Wohnung angemessen oder würde es auch eine Nummer kleiner gehen? Gerade wenn man jung ist, braucht man meiner Meinung nach nicht die schicke 100qm Neubau-Wohnung. Das ist reine Geldverschwendung und kann Ihr monatliches, verfügbares Einkommen regelrecht auffressen. Eine unangemessen große Wohnung hat nur Nachteile: Sie zahlen zu viel Miete, die Nebenkosten sind höher und Sie haben mehr Arbeit damit. Als Faustregel gilt: Die Miete sollte nicht mehr als 30% des monatlichen Nettoeinkommens betragen.

Auto

Das fette Auto, welches womöglich auf Pump gekauft wurde und was horrende Kosten in Form von Sprit, Versicherung und Wartung verursacht, ist ebenfalls mehr als unnötig. Brauchen Sie überhaupt ein Auto? Ist es ein Gebrauchsgegenstand oder ein Prestige-Objekt für Sie? Wie oben bereits erwähnt, interessiert es keinen Menschen, ob Ihr Auto schick aussieht oder viel Lärm macht. Das findet in der Regel nur in Ihrem Kopf statt. Man findet sowieso kaum noch eine Autobahn, auf der man mit Bleifuß fahren kann. Man wird fast schon wie ein Schwerkrimineller angesehen, fährt man als Poser lärmend durch eine Innenstadt. Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß und, genau wie eine zu große Wohnung, unverhältnismäßig teuer und bringt jede Menge Arbeit mit sich.

Wenn Sie ein Auto brauchen, überlegen Sie sich, ob es nicht auch ein Kleinwagen sein kann. Die sind meistens wirtschaftlicher und das Parken ist, in Zeiten verstopfter Innenstädte, auch einfacher. Versuchen Sie eine Finanzierung zu vermeiden, denn auch bei niedrigen Zinsen verstecken sich darin häufig noch Gebühren und andere Kosten. Kaufen Sie kein neues Auto. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis habe Sie, wenn das Auto der Begierde 2, oder besser 3 Jahre alt ist. Ein Neuwagen verliert in den ersten 3 Jahren schließlich ein gutes Drittel an Wert. Da können Sie ein richtiges Schnäppchen machen! Bezahlen Sie den PKW nach Möglichkeit bar. Auf keinen Fall sollten Sie ein Auto leasen, denn das kommt Sie am teuersten.

Fazit: Wohnung und Auto sind in der Regel die größten Kostenfaktoren und sollte daher gründlich und vor allem ehrlich auf Herz und Nieren geprüft werden!

In Teil 2 geht es um die leidigen Nebenkosten>>>