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Die 72er-Regel

Bei der 72er-Regel handelt es sich um eine Faustformel aus der Zinsrechnung. Teilen Sie die 72 durch den Zinssatz, den sie bekommen, so erhalten Sie als Ergebnis die Anzahl Jahre, die es dauert, bis sich Ihr angelegtes Kapital verdoppelt hat.

Beispiel:

Sie legen 1000,- Euro in einem ETF zu 8% p.a. Rendite an.

72 : 8 = 9

Nach 9 Jahren hat sich Ihr Geld auf 2000,- Euro verdoppelt. Möglich wird das durch den Zinseszinseffekt, der den Anlagebetrag exponentiell wachsen lässt. Dadurch lohnt sich eine Geldanlage umso mehr, je länger man die Zinsen für sich arbeiten lässt.

 

Geld geerbt, aber wie anlegen?

Foto: © anmaro / Fotolia

Sie haben einen Batzen Geld zur Verfügung, z.B. durch ein Erbe, und wissen nicht, wie Sie den am besten anlegen sollen?
Auf dieser Seite zeige ich Ihnen, was ich mit einer größeren Summe Geld machen würde.

Notgroschen flüssig halten
Es kann immer mal etwas Unerwartetes passieren. Der PKW kann den Geist aufgeben oder auch die Waschmaschine usw. Für Notfälle würde ich mir deshalb ca. 3 Monatsgehälter entweder auf einem Tagesgeldkonto oder einer entsprechenden Alternative liquide halten, so dass ich jederzeit dran kann.

Brauche ich das Geld in nächster Zeit?
Das wäre wohl die nächste Frage, die ich mir stellen würde, denn davon hängt im wesentlichen ab, wie ich mein Geld anlege.

Es gibt 3 Variaten:
1. Ich möchte das Geld nur kurz anlegen, brauche es aber innerhalb der nächsten 12 Monaten wieder. Dann würde ich mein Geld für stattliche bis zu 6,75% Zinsen p.a. Rendite bei Bondora Go and Grow* parken.
Es handelt sich hierbei um eine renditestarke Alternative zu einem Tagesgeldkonto, welche ich hier ausführlich beschrieben habe. Es gibt kräftig Zinsen und ich komme jederzeit an mein Geld.

2. Ich will das Geld mittelfristig, also deutlich über 1 Jahr, aber unter 10 Jahren anlegen.
Das könnte z.B. sein, falls ich in den nächsten Jahren eine größere Anschaffung wie ein Auto oder eine Immobilie plane. Dann würde ich den Großteil des Geldes bei einem großen und etablierten Peer-2-Peer Anbieter wie Bondora* anlegen. Das Risiko ist durch breite Diversifikation sehr überschaubar. Bei P2P-Investments komme ich auch an mein Geld, allerdings muss ich, je nach gewählter Laufzeit, schon mehr Zeit einplanen, denn die Kredite, in die ich investiert bin, müssen erst auslaufen. Belohnt werde ich dafür mit einer Rendite von 10% Zinsen p.a. und mehr!

3. Ich will den ganzen Betrag langfristig, d.h. über 10 Jahre, anlegen. Ich brauche das Geld auf absehbare Zeit nicht und es soll für mich arbeiten.
Dann gibt es für mich ganz klar nur eine Anlageform: Den ETF! Was das ist, können Sie hier nachlesen. Da ich mich mit einzelnen Aktien nicht auskenne, investiere ich das Geld in einen ETF, bevorzugt in einen MSCI-World, welcher mit einer Rendite von durchschnittlich 8% bis 9% und dem entstehenden Zinseszinseffekt mein Geld stetig wachsen lässt. Dazu benötige ich ein Depot, welches ich bei der Comdirect* eröffnen würde.
Wichtig: Ich investiere nicht das ganze Geld aufeinmal, sondern teile es durch 4 und investiere alle 3 Monate ein Viertel. Warum ich das mache? ETFs sind Indexfonds und als solche schwanken sie mit der Börse hoch und runter. Dadurch, dass ich das Geld verteilt investiere, nutze ich den Cost-Average-Effekt.

Was ich nicht machen würde:

Ich würde nicht meinen Bankberater fragen. Leider ist dieser nicht objektiv und will mir in der Regel nur etwas verkaufen. Als ich mir kürzlich von meinem Bankberater habe Informationen zu Geldanlagen schicken lassen, waren das nur undurchsichtige Produkte mit vielen Versprechen, wenig garantierten Zinsen und hohen Kosten. Die Banken wollen verdienen und das geht natürlich zu Lasten des Kunden. Eigentlich logisch, oder?

Ich würde keinen Versicherungsvertreter um Rat fragen, denn die leben zumeist hauptsächlich von Provisionen. Das treibt die Kosten ihrer Produkte in die Höhe und schmälert die Rendite bis ins Minus!

Meine Finger würde ich auch von geschlossenen Immobilienfonds lassen. Die locken mit hoher Rendite, ich selbst kenne aber niemanden, der da jemals erfolgreich investiert hätte. Mir persönlich wäre das zu undurchsichtig und es droht im schlimmsten Fall ein Totalverlust. Kritiker sagen, einen geschlossenen Fond legt nur auf, wer bei der Bank sonst kein Geld bekommt. Das lasse ich mal so stehen….

Finanzielle Planung für Berufsanfänger Teil 1

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Ich bin jung und brauche das Geld

Mit der Planung seiner Finanzen kann man gar nicht früh genug beginnen. Leider wird das Thema in den Schulen gänzlich vernachlässigt, was wirklich schade ist, weil es so immens wichtig ist. Viele Leute machen sich um eines der wichtigsten Themen, ihre Finanzen, keine oder viel zu wenig Gedanken. Oft ist das keine Dumm- oder Faulheit, sondern einfach nur Unwissenheit. Ständig liest man irgendwo, dass es keine Zinsen gibt und wirklich gute Tipps sucht man vergeblich. Im Gegenteil: Das Internet ist voll mit Bauernfängern, die nur unser Bestes wollen, nämlich unser Geld! Wenn Sie das hier lesen, dann ist Ihnen Ihre finanzielle Zukunft offenbar nicht egal. Gut so! Lesen Sie im Folgenden, wie ich mit meinem Geld umgehen würde, wäre ich nochmal blutjunger Berufseinsteiger.

Teil 1. Aufräumen

Ihr Konto ist schon Mitte des Monats leer und Sie wundern sich, wo Ihre ganz Kohle schon wieder hin ist? Obwohl Sie nur wenig Geld für Konsum ausgeben, rinnt Ihnen das Geld durch die Finger? Dann wird es Zeit, aufzuräumen. Schauen Sie sich ihre Kontoauszüge ganz genau an, und zwar regelmäßig! Stecken Sie ihren Kopf nicht in den Sand, egal wie bescheiden ihr Kontostand aussieht. Nur wer genau weiß, was auf seinem Konto los ist, erlangt auch Kontrolle darüber. Alle „roten“ Positionen stellen wir nun gnadenlos auf den Prüfstand. Rot bedeutet, jemand bucht bei Ihnen ab. Stellen Sie sich vor, Ihr Konto wäre ihr Geldbeutel und jede Abbuchung wäre ein Typ, der da mit seinen Fingern reingreift. Würden Sie das bei jedem Einzelnen mit ruhigem Gewissen zulassen? Ich selbst habe übrigens auch in jungen Jahren fast keinen Fehler ausgelassen. Vielleicht kann ich Sie ja von dem ein oder anderen abhalten?

– Keine Schulden!

Jede Planung ist unnötig, wenn Schulden vorhanden sind. Das hat die absolut oberste Priorität. Machen Sie keine Schulden! Sie haben bereits einen Kredit laufen? Bauen Sie den ab, und zwar so schnell wie möglich! Jährlich werden in Deutschland ca. 8 Mio Kleinkredite aufgenommen. Auf etwas hinzusparen ist scheinbar aus der Mode gekommen. Stattdessen werden auch unnötige Konsumartikel heutzutage gerne finanziert. Es wird einem auch leicht gemacht. Finanzkauf zu vermeintlichen 0% Zinsen lauern an jeder Ecke und das neueste Handy für 1000,-Euro wird auch lieber mit Vertrag, also auf Pump, gekauft. Das Auto, selbst als Fahranfänger, kann auch nicht groß und teuer genug sein. Glauben Sie mir – Sie beeindrucken in Wahrheit niemanden damit. Lösen Sie sich von der Vorstellung, dass fremde Leute Respekt vor Ihnen haben oder Sie bewundern, nur weil Sie sich so eine Karre ans Bein binden. Auch sogenannten „Freunden“ ist das in der Regel aus tiefstem Herzen egal, selbst wenn die Ihnen etwas aus Höflichkeit vorheucheln. Sie haben bereits den Überblick verloren und befinden sich in der Schuldenspirale? Dann holen Sie sich professionelle Hilfe, z.B. bei der Schuldnerberatung. Das ist keine Schande, sondern zeigt wahre Größe, denn Sie nehmen das Ruder jetzt in die Hand und verändern etwas!

– Kosten senken

Wohnung

Sie wohnen noch zuhause und haben fast keine laufenden Kosten? Das freut mich für Sie. Versuchen Sie diesen Zustand so lange wie möglich beizubehalten, auch wenn das gesellschaftlich vielleicht etwas verpönt ist. Machen Sie sich nicht abhängig von der Meinung anderer. Es ist Ihr Geld und Ihr Leben. Wann Sie zuhause ausziehen ist daher Ihre Sache, denn es wird Ihnen voraussichtlich niemand anderes die Miete bezahlen. Bedenken Sie, was das Wohnen heutzutage kostet: Da geht gerne mal die Hälfte oder mehr Ihres Einkommens drauf.

Sie haben bereits Ihre eigene Wohnung? Wie hoch ist die Miete im Verhältnis zu Ihrem Einkommen? Ist die Größe und die Lage der Wohnung angemessen oder würde es auch eine Nummer kleiner gehen? Gerade wenn man jung ist, braucht man meiner Meinung nach nicht die schicke 100qm Neubau-Wohnung. Das ist reine Geldverschwendung und kann Ihr monatliches, verfügbares Einkommen regelrecht auffressen. Eine unangemessen große Wohnung hat nur Nachteile: Sie zahlen zu viel Miete, die Nebenkosten sind höher und Sie haben mehr Arbeit damit. Als Faustregel gilt: Die Miete sollte nicht mehr als 30% des monatlichen Nettoeinkommens betragen.

Auto

Das fette Auto, welches womöglich auf Pump gekauft wurde und was horrende Kosten in Form von Sprit, Versicherung und Wartung verursacht, ist ebenfalls mehr als unnötig. Brauchen Sie überhaupt ein Auto? Ist es ein Gebrauchsgegenstand oder ein Prestige-Objekt für Sie? Wie oben bereits erwähnt, interessiert es keinen Menschen, ob Ihr Auto schick aussieht oder viel Lärm macht. Das findet in der Regel nur in Ihrem Kopf statt. Man findet sowieso kaum noch eine Autobahn, auf der man mit Bleifuß fahren kann. Man wird fast schon wie ein Schwerkrimineller angesehen, fährt man als Poser lärmend durch eine Innenstadt. Es ist einfach nicht mehr zeitgemäß und, genau wie eine zu große Wohnung, unverhältnismäßig teuer und bringt jede Menge Arbeit mit sich.

Wenn Sie ein Auto brauchen, überlegen Sie sich, ob es nicht auch ein Kleinwagen sein kann. Die sind meistens wirtschaftlicher und das Parken ist, in Zeiten verstopfter Innenstädte, auch einfacher. Versuchen Sie eine Finanzierung zu vermeiden, denn auch bei niedrigen Zinsen verstecken sich darin häufig noch Gebühren und andere Kosten. Kaufen Sie kein neues Auto. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis habe Sie, wenn das Auto der Begierde 2, oder besser 3 Jahre alt ist. Ein Neuwagen verliert in den ersten 3 Jahren schließlich ein gutes Drittel an Wert. Da können Sie ein richtiges Schnäppchen machen! Bezahlen Sie den PKW nach Möglichkeit bar. Auf keinen Fall sollten Sie ein Auto leasen, denn das kommt Sie am teuersten.

Fazit: Wohnung und Auto sind in der Regel die größten Kostenfaktoren und sollte daher gründlich und vor allem ehrlich auf Herz und Nieren geprüft werden!

In Teil 2 geht es um die leidigen Nebenkosten>>>

 

 

Negativzinsen für alle!

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Der aktuelle Einlagenzins liegt bei -0,5%, d.h. Banken müssen bei der der Europäischen Zentralbank (EZB) bereits Strafzinsen bezahlen. Bisher haben Banken es sich noch nicht getraut, diese direkt an den Kunden weiterzugeben. Es will diesbezüglich keine Bank die Erste sein. Stattdessen werden halt lieber die Gebühren erhöht und sich das Geld auf diesem Weg zurückgeholt, was man den Banken nichtmal verdenken kann, basiert doch deren Geschäftsmodell zum großen Teil auf Zinseinnahmen. Die EZB will mit allen Mittel die Inflation, welche derzeit bei 1,4% liegt, auf „knapp unter 2%“ bringen. Dazu hat sie in den letzten Jahren die Geldpoltik so stark gelockert, dass wir nun bei 0% Zinsen stehen.
Eine gesunde Inflation ist nötig, um Wirtschaft und Konsum anzukurbeln. Denn bei einer drohenden Deflation, also stetig fallenden Preisen, würden die Menschen ihr Geld nicht mehr ausgeben mit der Erwartung, dass die Preise noch weiter fallen. Die Wirtschaft schrumpft, dadurch fallen Arbeitsplätze weg, dadurch sinkt der Wohlstand – ein Teufelskreis, der definitiv nicht wünschenswert ist.
Doch was bedeutet das für uns Sparer?
Für uns Sparer bedeutet das, wenn wir unser Geld auf der Bank aufbewahren, denn mit Anlage hat das nichts mehr zu tun, verlieren wir real 1,4% im Jahr. Somit haben wir tatsächlich bereits einen Minuszins. Die hohen Gebühren, welche die Banken erheben müssen, um zu überleben, kommen da noch oben drauf!
Unter Christine Lagarde, der Nachfolgerin von EZB-Chef Mario Draghi, wird sich das höchstwahrscheinlich nicht ändern, sondern eher noch verschärfen, denn sie will und wird die lockere Geldpolitik weiterführen, was vermutlich noch tiefere Leitzinsen bedeutet.
Da nützen auch die populistischen Parolen von Bayerns Ministerpräsident Söder nichts, der jetzt prüfen lassen will, ob der Minuszins bis 100000,-€ verboten werden kann. Ein sozialistischer Vorschlag, der an Lächerlichkeit kaum noch zu überbieten ist. Nicht, dass ich die Banken in Schutz nehmen möchte, aber wenn die reihenweise pleite gehen, und einige sind schon schwer am straucheln, wer muss die dann wohl retten? Richtig, wir Steuerzahler!
Was soll man also tun?
– Machen Sie sich Gedanken um ihre Finanzen!
– Lassen Sie Ihr Geld nicht auf dem Tagesgeldkonto oder Sparbuch verrotten!
– Lassen Sie Ihre Kaufkraft nicht von Jahr zu Jahr abschmelzen, indem Sie einfach nichts tun!
– Investieren Sie Ihr Geld intelligent! Wie? Schauen Sie dazu in die Rubrik „Gute Geldanlagen“ oder fragen Sie einen unabhängigen Finanzberater. Unabhängig heißt: Der lebt nicht von Provisionen, sondern den müssen Sie für seine Beratung bezahlen.
– Fragen Sie nicht Ihren Banker und fragen Sie auf gar keinen Fall einen Versicherungsmakler!

Sie möchten das Ganze aussitzen, frei nach dem Motto „Irgendwann werden die Zinsen schon wieder steigen“? Das werden sie ganz sicher! Nur wird das, nachdem, was wir momentan wissen, mehrere Jahre, im Zweifel sogar Jahrzehnte dauern. Wollen Sie Ihr sauer erspartes Geld so lange schrumpfen lassen?

Das Haus im Grünen – Traum oder Kostenfalle?

Foto: © KB3 / Fotolia

Wohnungsmangel hin oder her – das Häuschen im Grünen ist immer noch der Traum vieler Menschen. Vor allem junge Paare sehen in Gedanken schon ihre Kinder im Garten spielen, während sie selbst mit den Nachbarn zusammen sitzen und grillen. Aus Sicht eines Sparers oder Investors finde ich das „Haus in der Pampa“ zum jetzigen Zeitpunkt das schlechteste, was man machen kann. Warum, das versuche ich Ihnen in den nächsten Zeilen zu erklären.

Hausherr oder Sklave der Bank

Aus finanzieller Sicht ist ein Kauf oder gar der Bau eines Hauses für die meisten Leute die größte Herausforderung in ihrem Leben. Verwunderlicher ist es also, wie schnell und gedankenlos da mehrere hunderttaused Euro Schulden gemacht werden. Verstehen Sie mich nicht falsch: Eine Immobilie ist an sich keine schlechte Sache. Hat man im Alter nur wenig Rente, so wäre eine bezahlte Immobilie und damit mietfreies Wohnen ein gewaltiger Vorteil. Das war bisher auch immer so, ist bei den heutigen Preisen aber nicht unbedingt mehr eine Rechnung, welche auch aufgeht.

Schaut man sich die Preisentwicklung von Immobilien der letzten Jahre an, so sieht das für mich wie eine Blase aus. Auf keinen Fall sollte man in eine Blase investieren, auch wenn die Zinsen noch so billig sind. Das Geld, was sie bei den Zinsen sparen, hebt die deutlich erhöhten Preise nicht mal ansatzweise auf. Schauen Sie sich dazu bitte folgende Statistiken an.

Auf der ersten Tabelle sehen sie die Bauzinsentwicklung bei einer Laufzeit von 10 Jahren von 1999 bis 2019. Die Zinsen sind in diesem Zeitraum von über 6% auf durchschnittlich knapp unter 1% gefallen. Das hört sich doch erstmal prima an, oder?

Jetzt stellen wir die Preisentwicklung bei Immobilien gegenüber. Hier habe ich leider nur Zahlen vom Zeitraum 2004 bis 2018 gefunden. Das sollte an Aussagekraft aber reichen, denn die Preiskurve ist erst seit 2010 so stark am steigen. Die Immobilienpreise sind in diesem Zeitraum um ca. 90% gestiegen – das ist fast eine Verdoppelung!

Bild Quelle: Deutsche Bundesbank

Machen wir also eine kleine Rechnung auf:

Nehmen wir an, wir hätten vor 10 Jahren, also 2009, ein Reihenhäuschen für 250 000,-€ gekauft, was damals ein angemessener Preis in einem Vorort war, und bei 4% finanziert. Der Einfachheit halber nehmen wir ebenfalls an, die Kaufnebenkosten wären da schon drin. 20% Eigenkapital = 50 000,- € (was man als normaler Arbeitnehmer erstmal haben muss!) wären vorhanden gewesen. Bleiben 200 000,- € Schulden, die Tilgung beträgt 3%. Damit sind wir nach 10 Jahren und einer monatlichen Belastung von insgesamt 1166,67 Euro bei einer Restschuld von 126 374,58 Euro. Zinsen hätten wir in diesem Zeitraum 66 374,98 € bezahlt.

Jetzt kaufen wir die selbe Immobilie im Jahr 2019. Der Preis hat sich um 90% erhöht und beträgt somit 475 000,-€.  Es wird mit nur 1% Zinsen finanziert. Das Eigenkapital beträgt auch hier stolze 50 000,-€. Es müssen 425 000,-€ finanziert werden. Bei identischer monatlicher Belastung von 1166,-€ (entspricht einer Tilgung von 2,29%) stehen wir nach 10 Jahren wie folgt da: wir haben eine Restschuld von 322 587,36 € und Zinsen haben wir 37 507,36 € in den 10 Jahren bezahlt.

Sie sehen: Bei exakt gleichen, monatlichen Zahlungen haben Sie nach 10 Jahren für die selbe Immobilie noch 196213,-€ mehr an Schulden übrig. Zwar haben wir deutlich weniger an Zinsen bezahlt, konnten aber die Tilgung nicht entsprechend erhöhen, weil der Kaufpreis so drastisch gestiegen ist. Das Gegenteil ist hier sogar der Fall und wir mussten die Tilgung niedriger ansetzen, um die monatlichen Raten in der gleichen Höhe zu halten.

Beim aktuellen Preis von 475 000,-€ aus obigem Beispiel würden Sie übrigens bis zum Jahr 2049 brauchen, bis ihre Hütte abbezahlt ist. Dazu müsste der Niedrigzins aber noch 30 Jahre lang anhalten, was sehr unwahrscheinlich ist. Steigen die Zinsen zwischendrin nur um mikrige 2%, steigt Ihre monatliche Belastung plötzlich auf über 1700,-€ oder Sie müssen die Laufzeit verlängern.  Wenn Sie dann endlich schuldenfrei sind, falls Sie das noch erleben, ist Ihr Haus alt und, zumindest teilweise, sanierungsbedürftig.

Fazit:

Überlegen Sie sich einen Hauskauf ganz genau! Ist Ihnen das Wohnen so viel wert? Wollen Sie bis an Ihr Lebensende Sklave einer Bank und wirklich immobil bleiben?

Selbst wenn Sie das Geld hätten, zB. durch eine Erbschaft, sollten Sie den Kauf eines Häuschen im Grünen zumindest überdenken, denn ich gehe davon aus, dass die Immobilienblase in den nächsten 10 Jahren platzen wird und die Preise sich danach wieder normalisieren. Sie würden dann ordentlich an Wert verlieren. Vielleicht ist es klüger, so lange abzuwarten und sich lieber ein Häuschen zu mieten?

Aus der Sicht eines Geldanlegers ist ein Einfamilienhaus, jedenfalls zum aktuellen Zeitpunkt, denkbar ungeeignet.