Archiv der Kategorie: Kostenfallen

Hier geht es um die täglichen Kostenfallen, in die man manchmal absichtlich, zumeist aber unwissentlich reintappt.

Mit Coffee-to-go reich werden und die Umwelt retten

Zugegeben, der Titel ist heute sehr reißerisch ausgefallen. Ich möchte Ihnen heute mal wieder eine kleine Rechnung aufmachen. Diese soll Ihnen zeigen, wie bereits eine kleine Änderung des eigenen Verhaltens eine ganze Menge bewirken kann.

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Als ich noch Angstellter war, kaufte ich mir Morgens auf dem Weg zur Arbeit immer einen Coffee-to-go bei Starbucks. Es handelte sich um einen Cappuccino, um genau zu sein. Ich fand das immer sehr praktisch: Der Cappuccino war heiß, schmeckte ziemlich lecker und der Becher flog natürlich noch unterwegs in den Müll. Ein Becher in der mittleren Größe schlägt übrigens mit rund 4,-Euro zu Buche. So machen das tausende Menschen in Deutschland – Sie auch? Ich will hier gar nicht als Moralapostel auftreten und groß erklären, was das für die Umwelt bedeutet, sondern in erster Linie, was das in Ihrem Geldbeutel bewirken kann:

Bei 22 Arbeitstagen kostet uns der Spaß 88,-Euro im Monat.

In einem Jahr sind wir 1056,-Euro los und haben 264 Becher in den Müll geworfen.

Nach 10 Jahren sind das bereits 10560,- Euro und 2640 Becher.

Nach 20 Jahren ist bereits ein neues Auto weg, nämlich 21120,-Euro. Dazu kommt ein Müllberg, bestehend aus 5280 Bechern!

Hat man sich erstmal an etwas gewöhnt, so geht es mir jedenfalls, dann bleibt man sehr gerne dabei und 20 Jahre sind da gar nichts, im Vergleich zu einem ganzen Arbeitsleben.

Was wäre nun, hätte ich meinen Cappu zuhause gemacht und in einer Thermoskanne mitgenommen? Hätte ich die 4 Euro jeden Tag auf die Seite gelegt? Wer weiß…

Nehmen wir aber theoretisch mal an, wir hätten die 88,-Euro im Monat nicht in der Starbucks-Filiale ausgegeben, sondern in die Starbucks-Aktie investiert.

Bild: Eigene Darstellung/ comdirect*

Von 1998 bis 2018, also im Zeitraum von 20 Jahren, hat genau diese Aktie im Jahr durchschnittlich 15% Rendite gebracht. Das nenn‘ ich mal eine Ansage!

Nach einem Jahr hätten wir 1141,-Euro angespart.

Nach 10 Jahren wären wir, der Zinseszinseffekt greift bereits, schon bei 23182,-Euro gewesen.

Nach 20 Jahren wäre unser Depot auf 116970,-Euro angewachsen und über 5000 Becher weniger würden die Umwelt verdrecken.

Und mal ganz ehrlich: Hätten wir auf irgendetwas schmerzlich verzichten müssen? Nicht wirklich, oder? Das war jetzt nur ein Beispiel von vielen. Unnötiger Konsum, und nichts anderes ist der tägliche Coffee-to-go meiner Meinung nach, kostet richtig Geld, welches wir später im Alter mit Sicherheit besser gebrauchen können. Ich bin übrigens kein Freund vom Investieren in Einzelaktien, wegen des Klumpenrisikos. In diesem Fall war das aber ein perfektes Beispiel. Ich selbst bin von breitgestreuten ETFs, wie beispielsweise dem MSCI-World, überzeugt, denn die schwanken weniger und sind krisensicherer. Wie Sie einen ETF-Sparplan einrichten, können Sie hier nachlesen>>>

Das Haus im Grünen – Traum oder Kostenfalle?

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Wohnungsmangel hin oder her – das Häuschen im Grünen ist immer noch der Traum vieler Menschen. Vor allem junge Paare sehen in Gedanken schon ihre Kinder im Garten spielen, während sie selbst mit den Nachbarn zusammen sitzen und grillen. Aus Sicht eines Sparers oder Investors finde ich das „Haus in der Pampa“ zum jetzigen Zeitpunkt das schlechteste, was man machen kann. Warum, das versuche ich Ihnen in den nächsten Zeilen zu erklären.

Hausherr oder Sklave der Bank

Aus finanzieller Sicht ist ein Kauf oder gar der Bau eines Hauses für die meisten Leute die größte Herausforderung in ihrem Leben. Verwunderlicher ist es also, wie schnell und gedankenlos da mehrere hunderttaused Euro Schulden gemacht werden. Verstehen Sie mich nicht falsch: Eine Immobilie ist an sich keine schlechte Sache. Hat man im Alter nur wenig Rente, so wäre eine bezahlte Immobilie und damit mietfreies Wohnen ein gewaltiger Vorteil. Das war bisher auch immer so, ist bei den heutigen Preisen aber nicht unbedingt mehr eine Rechnung, welche auch aufgeht.

Schaut man sich die Preisentwicklung von Immobilien der letzten Jahre an, so sieht das für mich wie eine Blase aus. Auf keinen Fall sollte man in eine Blase investieren, auch wenn die Zinsen noch so billig sind. Das Geld, was sie bei den Zinsen sparen, hebt die deutlich erhöhten Preise nicht mal ansatzweise auf. Schauen Sie sich dazu bitte folgende Statistiken an.

Auf der ersten Tabelle sehen sie die Bauzinsentwicklung bei einer Laufzeit von 10 Jahren von 1999 bis 2019. Die Zinsen sind in diesem Zeitraum von über 6% auf durchschnittlich knapp unter 1% gefallen. Das hört sich doch erstmal prima an, oder?

Jetzt stellen wir die Preisentwicklung bei Immobilien gegenüber. Hier habe ich leider nur Zahlen vom Zeitraum 2004 bis 2018 gefunden. Das sollte an Aussagekraft aber reichen, denn die Preiskurve ist erst seit 2010 so stark am steigen. Die Immobilienpreise sind in diesem Zeitraum um ca. 90% gestiegen – das ist fast eine Verdoppelung!

Bild Quelle: Deutsche Bundesbank

Machen wir also eine kleine Rechnung auf:

Nehmen wir an, wir hätten vor 10 Jahren, also 2009, ein Reihenhäuschen für 250 000,-€ gekauft, was damals ein angemessener Preis in einem Vorort war, und bei 4% finanziert. Der Einfachheit halber nehmen wir ebenfalls an, die Kaufnebenkosten wären da schon drin. 20% Eigenkapital = 50 000,- € (was man als normaler Arbeitnehmer erstmal haben muss!) wären vorhanden gewesen. Bleiben 200 000,- € Schulden, die Tilgung beträgt 3%. Damit sind wir nach 10 Jahren und einer monatlichen Belastung von insgesamt 1166,67 Euro bei einer Restschuld von 126 374,58 Euro. Zinsen hätten wir in diesem Zeitraum 66 374,98 € bezahlt.

Jetzt kaufen wir die selbe Immobilie im Jahr 2019. Der Preis hat sich um 90% erhöht und beträgt somit 475 000,-€.  Es wird mit nur 1% Zinsen finanziert. Das Eigenkapital beträgt auch hier stolze 50 000,-€. Es müssen 425 000,-€ finanziert werden. Bei identischer monatlicher Belastung von 1166,-€ (entspricht einer Tilgung von 2,29%) stehen wir nach 10 Jahren wie folgt da: wir haben eine Restschuld von 322 587,36 € und Zinsen haben wir 37 507,36 € in den 10 Jahren bezahlt.

Sie sehen: Bei exakt gleichen, monatlichen Zahlungen haben Sie nach 10 Jahren für die selbe Immobilie noch 196213,-€ mehr an Schulden übrig. Zwar haben wir deutlich weniger an Zinsen bezahlt, konnten aber die Tilgung nicht entsprechend erhöhen, weil der Kaufpreis so drastisch gestiegen ist. Das Gegenteil ist hier sogar der Fall und wir mussten die Tilgung niedriger ansetzen, um die monatlichen Raten in der gleichen Höhe zu halten.

Beim aktuellen Preis von 475 000,-€ aus obigem Beispiel würden Sie übrigens bis zum Jahr 2049 brauchen, bis ihre Hütte abbezahlt ist. Dazu müsste der Niedrigzins aber noch 30 Jahre lang anhalten, was sehr unwahrscheinlich ist. Steigen die Zinsen zwischendrin nur um mikrige 2%, steigt Ihre monatliche Belastung plötzlich auf über 1700,-€ oder Sie müssen die Laufzeit verlängern.  Wenn Sie dann endlich schuldenfrei sind, falls Sie das noch erleben, ist Ihr Haus alt und, zumindest teilweise, sanierungsbedürftig.

Fazit:

Überlegen Sie sich einen Hauskauf ganz genau! Ist Ihnen das Wohnen so viel wert? Wollen Sie bis an Ihr Lebensende Sklave einer Bank und wirklich immobil bleiben?

Selbst wenn Sie das Geld hätten, zB. durch eine Erbschaft, sollten Sie den Kauf eines Häuschen im Grünen zumindest überdenken, denn ich gehe davon aus, dass die Immobilienblase in den nächsten 10 Jahren platzen wird und die Preise sich danach wieder normalisieren. Sie würden dann ordentlich an Wert verlieren. Vielleicht ist es klüger, so lange abzuwarten und sich lieber ein Häuschen zu mieten?

Aus der Sicht eines Geldanlegers ist ein Einfamilienhaus, jedenfalls zum aktuellen Zeitpunkt, denkbar ungeeignet.

 

 

 

Das Fitnessstudio – bezahlen für’s Gewissen

Foto © ohenze / Fotolia

Ich mag mein Fitnessstudio. Es ist modern, bietet faire Leistung zu einem angemessenen Preis und ich fühle mich wohl darin.
Doch sind wir mal ehrlich: Ich, als regelmäßiger Nutzer (jedenfalls, wenn der Schweinehund es zulässt), zahle nur deswegen einen niedrigen Preis, weil geschätzt 60% aller Mitglieder zwar ihre Beiträge brav bezahlen, aber nicht trainieren gehen.
Immer wieder im Januar sieht man das selbe Bild: An der Theke stehen hochmotivierte Menschen und melden sich an, um nun endlich Sport zu machen.
Man sieht sie dann einige Zeit auch trainieren, doch nach nichtmal 2 Monaten tauchen die meisten nicht mehr auf.
Eigentlich sollte ich mich bei diesen Karteileichen für ihre Quersubventionierung bedanken.
Aber mal im Ernst:
Sie waren schon länger als 3 Monate nicht mehr trainieren? Wegen Zeitmangel, der Arbeit oder sonstigen Ausreden? Kündigen Sie Ihre Mitgliedschaft!
Ihr Gewissen wird nicht besser, nur weil Sie jeden Monat 30-60 Euro abdrücken. Sparen Sie sich Ihr Geld oder besser: Legen Sie Ihr Geld an. So haben Sie später wenigstens etwas davon.
Wenn Sie im Januar wieder der sportliche Tatendrang überkommt, dann können Sie sich ja wieder an die Theke stellen. Schließen Sie aber bitte nicht gleich einen Jahresvertrag ab. Wählen Sie lieber erstmal deutlich kürzere Laufzeiten, auch wenn die zunächst vielleicht etwas teurer sind und lassen Sie sich nicht von 5-Euro-Angeboten in die Abofalle locken.
Selbst bei einem Monatsbeitrag von nur 30 Euro, was recht niedrig ist, sind Sie nach einem Jahr 360 Euro los. Wie schnell die Jahre vergehen, das brauche ich Ihnen wohl nicht zu sagen.
Es sind die vielen, vermeintlich kleinen Beträge, welche unseren Kontostand ganz unbemerkt schrumpfen lassen.

„Wärme-Contracting“ oder: Wie man sein Geld verheizt

Haben Sie schon mal von Wärme-Contracting gehört? Ich muss zugeben, für mich war das neu, obwohl es das scheinbar schon länger gibt.
Aber der Reihe nach:
Vor gut einem Jahr bin ich umgezogen. Ich hatte Glück, denn ich fand eine schöne Neubauwohnung zu angemessenem Preis (nach heutigem Stand). Nun, 1 Jahr später, bekam ich die Nebenkostenabrechnung. Meine Frau und ich sind sehr sparsam, also hatte ich da vermeintlich nichts zu befürchten. Doch Pustekuchen! Eine Nachzahlung stand an und das, obwohl wir kaum geheizt hatten. Nach einer genauen Prüfung fand ich nun auch den Grund: Dank „Wärme-Contracting“ zahlen wir ca. den 10-fachen(!) Preis pro kWh Gas.

Was ist Wärme-Contracting?
Wärme-Contracting ist eine Alternative zum Kauf einer Heizungsanlage. Statt eine Heizung zu kaufen, wird die Anlage hier bei einem Anbieter, zumeist Energieversorger, gemietet bzw. geleast.
Der Anbieter übernimmt dann alles von der Planung bis zum Einbau und die Belieferung mit Energie. Auch die Wartung und sogar der Schornsteinfeger werden von dem Anbieter getragen.
Wer so einen Vertrag eingeht, der hat zunächst keine Kosten und muss sich auch sonst um nichts weiter kümmern. Quasi ein „Rundum-sorglos-Paket“.
Genial, oder? Nicht wirklich, denn für Sie als Mieter oder selbstnutzenden Eigentümer wird das RICHTIG teuer. Die Bequemlichkeit lässt sich der Anbieter nämlich gut bezahlen und schlägt sämtliche Kosten inclusive eines satten Gewinnaufschlags auf die Verbrauchskosten drauf. Daher zahlen Sie dann beispielsweise für eine kWh Gas nun keine 5, sondern bis zu 50 Cent, also gut das 10-fache.
Besonders ärgerlich ist das für Mieter, denn die müssen dann nicht nur ihren Verbrauch, sondern die ganze Anlage nebst Wartung bezahlen und das ist auch noch völlig legal, denn Vermieter dürfen das zu 100% umlegen.

Abzocke auf Lebenszeit
Die Verträge laufen meistens 10 Jahre oder länger und oft gehört dem Hausbesitzer nach Ablauf die Heizung nicht, sondern Sie muss abgelöst oder der Vertrag verlängert werden. Für die Anbieter solcher Verträge ist das eine Flatrate zum Geld verdienen, aus der man quasi nicht mehr rauskommt. Aus dem vermeintlichen Vorteil am Anfang entpuppt sich eine riesige Kostenfalle, Abzocke vom allerfeinsten, und bezahlen darf das dann der Mieter, der dagenen NICHTS machen kann, oder der selbstnutzende Eigentümer, welcher beim Kauf der Immobilie gar nicht wusste, dass der Bauträger das über seinen Kopf hinweg entschieden hat, um beim Bauen Kosten zu senken!
Finger weg von Wärme-Contracting!
Fakt ist: Auf 10 Jahre Laufzeit gesehen, zahlen Sie für die Heiungsanlage deutlich mehr, als wenn Sie die Heizung selbst kaufen würden . Danach gehört Ihnen die Anlage dann trotzdem nicht und Sie müssen entweder den Geldbeutel aufmachen und den Restwert ablösen oder wieder einen Vertrag abschließen. So oder so kommt Sie das einfach nur teuer.

Hier meine Tipps:
Sie wollen eine Immobilie kaufen? Fragen Sie den Bauträger/ Makler, ob die Heizungsanlage an einem Contracting-Vertrag hängt. Falls ja, dann wissen Sie ja nun, dass das Heizen für Sie viele Jahre lang sehr teuer sein wird, egal wie niedrig Ihr Verbauch ist. Wirklich machen können Sie dagegen nichts, denn der Veräufer wird Ihnen die Immobilie sehr wahrscheinlich nur in Verbindung mit dem Contracting-Vertrag verkaufen.

Sie wollen oder müssen Ihre Heizung z.B. mit Ihrer Wohnungseigentümergemeinschaft (WEG) erneuern? Das Thema Wärme-Contracting wird bestimmt auf den Tisch kommen, vor allem wenn die WEG knapp bei Kasse ist bzw. nur wenige Rücklagen vorhanden sind.
Versuchen Sie Contracting auf jeden Fall zu vermeiden, weil Sie sonst mittel- und langfristig ein vielfaches für Ihre neue Heizung bezahlen. Kaufen Sie die Heizungsanlage lieber selbst. Falls Ihnen die nötigen Mittel fehlen, können Sie die heutzutage zu günstigen Konditionen finanzieren. Danach gehört sie aber Ihnen und Sie zahlen nur einen Bruchteil der Heizkosten. Zudem gibt es beim Kauf noch Förderungen wie zB. von der KFW. Außerdem können Sie stets den billigsten Energielieferanten wählen und sparen so nochmals viel Geld.
Lassen Sie sich von den blumigen Werbeversprechen der Contracting-Anbieter nicht täuschen. Die wollen Geld verdienen. Das ist deren Geschäftsmodell und die werden Ihnen versuchen zu erklären, wie toll und bequem das alles für Sie ist. Gut möglich ist auch, dass Ihre eigene Hausverwaltung Ihnen den Vorschlag macht. Glauben Sie der nicht blind, denn die könnte Provision kassieren oder sonstige Vorteile von den Contracting-Anbietern erhalten. Lassen Sie sich nicht einlullen, rechnen Sie nach!

Sie sind Mieter und Ihr Vermieter will auf Wärme-Contracting umstellen? Achtung! Stimmen Sie bloß nicht ohne weiteres zu, sondern erkundigen Sie sich beim Mieterschutzbund oder einem Anwalt, denn Ihre Heizkosten werden, wie bereits erwähnt, auch bei niedrigstem Verbrauch sehr wahrscheinlich deutlich steigen.